Ein Bild zu malen ist im Prinzip eine sehr einfache Sache: Nach einer mehr oder weniger konkreten Vorstellung arrangiert man Farben auf einer Fläche. Um das Ergebnis zu begutachten, hängt man es an eine Wand.
Dieses Vis-à-Vis ist Anlass zur Reflexion, spätestens dann beginnt die Arbeit am nächsten Bild und somit die eigentliche Herausforderung. Hier entscheidet sich, ob der Künstler eine Neuformulierung des Vorangegangenen beabsichtigt, eine Abwandlung, eine Weiterentwicklung oder aber einen völligen Bruch anstrebt, eine Kehrtwende, eine Absage. In jedem Fall ist das nächste Bild eine Reaktion auf das vorherige und die Voraussetzung für das folgende.
Derartige wechselseitige Bezüge der Bilder zu- und untereinander kennzeichnen einen wesentlichen Aspekt meines künstlerischen OEuvres. Durch ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede kommentieren die Bilder sich gegenseitig, ergänzen sich zu übergreifenden Werken oder grenzen sich voneinander ab und gruppieren sich so zu Serien mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Grundvoraussetzung für ein derartiges Ordnungs- und Bezugssystem ist das Motiv der Wiederholung. Unser Denken und Handeln, unsere Orientierung in der Welt und unserem Leben ist von Beginn an von Wiederholung geprägt. Doch inwieweit sind wir überhaupt in der Lage, etwas exakt zu wiederholen und wann beziehungsweise wie lange und unter welchen Gegebenheiten erscheint uns das sinnvoll? Der Reiz der Wiederholung liegt für mich in der Andersartigkeit der einzelnen Ergebnisse trotz weitgehender Übereinstimmung beim Herstellungsprozess und bei der Bildkonzeption. Minimale methodische oder konzeptuelle Abweichungen können tiefgreifende Auswirkungen haben, hingegen erzielt man trotz scheinbar drastischer Veränderungen bisweilen sehr ähnliche Ergebnisse. Das gilt sowohl für die visuelle als auch für die kognitive Wahrnehmung. Warum das so ist, erforsche ichin unterschiedlichen Serien anhand bestimmter Parameter, denen ich bei der Bildherstellung folge. Innerhalb des Regelwerks der jeweiligen Serie lote ich dessen Besonderheiten, Wesensmerkmale und Grenzen aus. Bewusste Überschreitungen oder Brüche sind dabei als Entwicklungsfaktor einkalkuliert und willkommen.